
Wichtig zu wissen
Eine Rechenschwäche / Dyskalkulie kann für ein betroffenes Kind und dessen Familie sehr belastend sein.
Intensives Üben bringt nicht den erwünschten Erfolg. Anstatt der erhofften Fortschritte wird das Mithalten mit jeder Schulstufe schwieriger, die Rechnungen undurchschaubarer. Unsicherheit und Frust stellen sich ein. Nicht selten nimmt die Lernmotivation generell ab.
Daher vorneweg: Einer Rechenschwäche kann gezielt entgegengewirkt werden.
Sie kann (durch spezielle fachdidaktische und pädagogische Förderung) deutlich reduziert bis überwunden werden.
Gleichsam wichtig: Der Entstehung einer Rechenschwäche kann auch vorgebeugt werden.
Durch präventive Maßnahmen (idealerweise vor Schulbeginn) können Schwierigkeiten überschaubar gehalten, auch abgefangen werden.
Laute Post: Bitte weitersagen! Viele Eltern erhalten keine oder zu wenig Informationen.
Es braucht hier noch ganz viel Aufklärungsarbeit, damit ...
-
eine Rechenschwäche viel eher erkannt wird,
-
betroffene Kinder früher unterstützt werden,
-
eine Rechenschwäche nicht zur Belastungsprobe wird.
Was bedeutet Rechenschwäche / Dyskalkulie?
Lassen Sie sich nicht vom Begriffsdschungel verwirren.
Rechenschwäche, Dyskalkulie oder auch Rechenstörung sind Begriffe, die von verschiedenen Fachbereichen (Psychologie, Pädagogik, …) eingeführt wurden. Konzentriert man sich auf ihren Kern, können sie als Synonyme betrachtet werden.
Alle beschreiben und belegen ein und dasselbe Phänomen: Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Rechnenlernen.
+++ Für ein besseres Verständnis +++
„Kinder gelten dann als rechenschwach, wenn sie trotz adäquater Förderung und angemessenen Bemühens in ihrem kindlichen Denken mangelhafte Vorstellungen, fehlerhafte Denkweisen und dadurch ungeeignete Lösungsmuster für die mathematischen Grundlagen wie Zahlenaufbau und Grundrechenarten entwickeln.“
(Haider / Schaupp 2019, S. 22)
D.h. Kinder mit Rechenschwäche entwickeln (trotz Unterricht, Üben, …) kein ausreichendes oder sogar ein falsches Grundverständnis für Zahlen und Rechenoperationen. Sie zählen und rechnen somit größtenteils verständnis- und planlos.
+++ Beispiele aus der Praxis +++
Lukas ist recht flott beim Zählen (Aufsagen der Zahlenwortreihe). Lässt man ihn 12 Knöpfe zählen, ist er schnell bei zwölf. Auf die Frage „Wie viele Knöpfe also am Tisch liegen?“, startet er erneut: „Eins, zwei, drei, …“Lukas hat nicht erfasst, dass ihm die letzte Zahl die Anzahl (12) verrät.
Fehlende Anzahlvorstellung
Für Pia ist die Zahl 8 einfach „die Zahl, die nach 7 kommt“. Pia verbindet mit 8 keine Menge / Anzahl (8 Bausteine, 8 Bonbons, …).Somit stimmt Pia die Frage „Wie viel ist die Hälfte von 8?“ ratlos.
Fehlende Mengenvorstellung
Lukas soll eine Rechengeschichte zu „6 : 3“ erfinden. Er überlegt und meint: „Max kauft 6 Hefte und 3 Stifte. Wie viel muss er bezahlen?“
Falsche Grundvorstellung für die Rechenoperation Division
Pia schreibt „3 + 4 = 7“ in ihr Heft. Danach soll sie „300 + 400 =“ lösen.
Sie ist völlig verunsichert.
Fehlendes Stellenwertverständnis / Einer - Zehner - Hunderter
+++ Klar zu unterstreichen +++
Eine Rechenschwäche hat nichts mit verminderter Intelligenz zu tun. Die Lernschwierigkeit beschränkt sich – sofern sie nicht mit einer Lese-Rechtschreibschwäche einhergeht – auf den rechnerischen Bereich
+++ Zu beachten +++
Auch wenn eine Rechenschwäche die mathematischen Grundlagen betrifft, so ziehen die Schwierigkeiten ihre Kreise.
Wird das Basiswissen nicht gestärkt, können die darauf aufbauenden Inhalte der Sekundarstufe I (AHS / MS) nur bedingt verstanden werden. Oft können Lösungs- und Rechenschritte nur noch rezeptartig und mühevoll auswendig gelernt werden.
Zudem kann die Psyche stark auf die Probe gestellt werden – sogenannte Komorbiditäten (Selbstzweifel, Stimmungstief, Schul- oder Prüfungsangst, …) sind leider kein Einzelfall.
+++ Anzeichen für eine Rechenschwäche +++
